Herzlich Willkommen in München, Carlo Ancelotti!
Er ist da! Carlo Ancelotti, der neue Trainer des FC Bayern, ist am Donnerstagabend in seiner neuen Heimat angekommen.
Carlo Ancelotti at Säbener Straße for the first time pic.twitter.com/hKQuD0hZxg
— Bayern & Germany (@iMiaSanMia) July 8, 2016
Für den Job beim FC Bayern bringt Carlo Ancelotti die besten Voraussetzungen mit. „Mein Arsch ist erdbebensicher“, schreibt der Italiener in seiner Autobiographie. In keiner deutschen Stadt leben so viele Italiener (rund 28.000) wie in München. Am Montag bekommt die Azzurri-Gemeinde prominenten Zuwachs: Dann tritt Carlo Ancelotti seinen Dienst als Cheftrainer beim FC Bayern an.
Erwartungsdruck? „Keine Angst“
Vor dem hohen Erwartungsdruck hat der Erfolgstrainer „keine Angst“, dafür umso mehr Respekt vor der deutschen Sprache. Er lerne zwar eifrig, erzählte er unlängst, aber er könne „bestätigen, dass es nicht einfach ist“. Dennoch will der Italiener gleich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in München versuchen, „etwas Deutsch zu sprechen. Ob mich einer versteht, ist eine andere Frage“.
Hauptsache seine Stars verstehen ihn in den kommenden drei Jahren. Im Vordergrund stehe von Beginn an, „eine gute Trainer-Spieler-Beziehung herzustellen und darüber die eigenen Ideen vermitteln zu können“, betonte er. Er wolle seine Spieler überzeugen, „Sachen einfach durchzudrücken ist nie gut“.
Ancelotti will nicht viel ändern
Dies unterscheidet Ancelotti, der beim Auftakt mit Leistungstests auf die EM-Teilnehmer sowie Copa-Sieger Arturo Vidal verzichten muss, von Guardiola. Der Katalane stellte seine Philosophie stets über den Einzelnen, bei Ancelotti steht der Spieler im Vordergrund.
Seine Art sei „differenzierter“, meinte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge diplomatisch. Dennoch will Ancelotti beim Rekordmeister „nicht zu viel verändern“, sondern auf dem Wirken seines Vorgängers aufbauen. Immerhin habe „Pep in München tolle Arbeit geleistet“.
Bereits 70 Millionen Euro investiert
Aber Ancelotti, der als Trainer und Spieler mit Real Madrid und dem AC Mailand insgesamt fünfmal den wichtigsten europäischen Titel gewonnen hat, weiß, dass von ihm noch mehr erwartet wird. Es gehe „natürlich immer darum, es in der kommenden Saison noch besser zu machen.
Ich habe jede Menge Arbeit vor mir. Ich muss schließlich versuchen, die tolle abgelaufene Saison noch zu toppen“, sagte er. Dafür stehe ihm ein „fantastischer Kader“ zur Verfügung.
Für Mats Hummels und Jungstar Renato Sanches investierte der FC Bayern über 70 Millionen Euro. Offen ist die Zukunft von WM-Held Mario Götze. Aber auch dieses Problem wird Ancelotti in der ihm eigenen Art regeln.
Arrigo Sacchi lobt „Carletto“
„Er besitzt die Ausgewogenheit und Ruhe, die typisch für Personen aus Familien sind, die das Land bearbeiten“, sagte Arrigo Sacchi im SID-Gespräch über den in der Emilia-Romagna geborenen Bauernsohn. Sacchi ist Lehrmeister und Mentor des neuen Bayern-Trainers, den er „ironisch und selbstironisch“ nennt.
Ancelotti gilt als gelassenster Vertreter der Riege internationaler Top-Trainer, als Spielerversteher. Die stets gehobene linke Augenbraue verleiht ihm wie Don Corleone aus seinem Lieblingsfilm „Der Pate“ den nötigen Schuss Autorität.
Großer Bär oder Taktikfuchs?
„Er ist wie ein großer Bär, ein genialer Typ“, lobte Superstar Cristiano Ronaldo seinen Ex-Coach. Bei Ronaldos Real Madrid, bei Milan, Chelsea oder Paris hielt es der zur Gemütlichkeit neigende Pragmatiker immerhin mit Bossen wie Silvio Berlusconi, Roman Abramowitsch oder Florentino Pérez aus.
In München hat er es vorwiegend mit Rummenigge, der den Neuen als „Taktikfuchs“ würdigte, und wohl bald wieder mit Uli Hoeneß zu tun. Es sei wichtig, „zu verstehen, wie so ein Fußball-Klub funktioniert“, betonte Ancelotti. Er freue sich auf jeden Fall „riesig“ auf seine neue Aufgabe, ein neues Land, eine neue Liga, neue Leute: „Ich kann es kaum erwarten.“
Der Spieler :
Schon als Spieler galt Ancelotti als einer der besten seines Fachs. Im (defensiven) Mittelfeld wurde er als kreativer Stratege und Teamplayer von allen seinen Trainern hochgeschätzt. Profi wurde er 1976 beim AC Parma in der dritten italienischen Liga. Nach dem Aufstieg in die Serie B wechselte er zum Erstligisten AS Rom (1979-87), wo er (ab 1984 als Kapitän) seine erste Meisterschaft (1984) und drei Pokalsiege feierte. Den Höhepunkt seiner Spielerkarriere erlebte er ab 1987 beim AC Mailand. Als Teil der sogenannten Unsterblichen (Gli Immortali mit Spielern wie Ruud Gullit, Marco van Basten, Franco Baresi und Paolo Maldini) gewann er unter anderem zweimal in Folge (1989, 1990) den Europapokal der Landesmeister. 1992 hängte er aufgrund anhaltender Knieprobleme die Fußballschuhe an den Nagel. Mit der Nationalmannschaft (26 Länderspiele) nahm er an zwei Welt- (1986, 1990) und einer Europameisterschaft (1988) teil.
Der Trainer:
Bei Milan spielte Ancelotti unter Trainerlegende Arrigo Sacchi und startete bei ihm auch seine Trainerlaufbahn. Von 1992 bis 1995 ging er als Co-Trainer des italienischen Taktikfuchses bei der Squadra Azzurra quasi in die Lehre. 1995 trat Ancelotti schließlich beim Zweitligisten AC Reggiana seinen ersten Cheftrainer-Posten an – und schaffte schon im ersten Jahr den Aufstieg.Über den AC Parma (1996-98) und Juventus Turin (1999–2001) kam er schließlich zu seinem Ex-Klub AC Mailand, wo er die bislang längste (2001-09) und erfolgreichste Zeit seiner Trainerkarriere erlebte. Wie schon als Spieler gewann er hier zweimal (2003, 2007) die Champions League, wurde erstmals als Trainer italienischer Meister (2004) und Pokalsieger (2003).Auch bei seinen folgenden Stationen (Chelsea 2009-11, Paris Saint-Germain 2012/13) feierte er national große Erfolge, ehe er bei Real Madrid (2013-15) erneut den Champions-League-Titel feierte. Danach legte er ein Sabbatjahr ein.
Seine Erfolge:
Ancelotti ist einer der erfolgreichsten Fußballtrainer der Welt. Als einziger Coach hielt er schon drei Mal die Champions-League-Trophäe in Händen. Als einer von nur fünf Trainern (wie Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes, Jose Mourhinho, Ernst Happel) gewann er die Königsklasse mit verschiedenen Klubs. Zudem gehört er zum elitären Zirkel (Pep Guardiola, Miguel Munoz, Giovanni Trapattoni, Johan Cruyff, Frank Rijkaard), der sowohl als Spieler als auch als Trainer einen Triumph in der Champions League bzw. im Landesmeistercup feierte.
Die Antritts-PK von Carlo Ancelotti wird live auf YouTube übertragen:
Quellen fcb.de, sky.de