Neuzugang Douglas Costa im Porträt

Sein Vorbild: Zé Roberto. Seine Liebe: die Musik. Sein Auftreten: zurückhaltend, höflich, sympathisch, auf dem Platz aber stürmisch und leichtfüßig. Douglas Costa hinterlässt in seinen ersten Tagen beim FC Bayern einen vielversprechenden Eindruck. Selbst ein paar Worte Deutsch hat der Brasilianer nach gut einer Woche im FCB-Trikot schon parat: „Danke. Guten Morgen. Spiel. “Neben dem Platz schüchtern – Auf dem Platz explosiv!!!

Vom Krieg der Ukraine in die Wolken

Douglas Costa de Souza war elf Jahre alt, als er für seinen Heimatklub EC Novo Hamburgo die Schuhe schnürte. Bis sich der Knirps mit dem Ausnahmetalent auf den Fußballplätzen von Gremio Porto Alegre, einem der größten Vereine Brasiliens, wiederfand, dauerte es nicht einmal ein Jahr. Bei Gremio hatten schon viele den Absprung geschafft, so auch sein großes Idol Ronaldinho. Früh war alles angerichtet.
Sechs Jahre schuftete Costa in den Jugendmannschaften der Schwarzblauen. Mit der U20 räumte er schließlich alles ab. Torschützenkönig und Spieler des Turniers beim Punta Cup, einem der wichtigsten Jugendturniere Südamerikas, Torschützenkönig und Pokalsieger der Taca Belo Horizonte de Juniores. Als ihn Gremios Chefcoach Celso Roth das erste Mal für die erste Mannschaft aufstellte, 2008 war das, traf Costa nach 33 Minuten beim 2:1 gegen Botafogo. Vier Tage später siegte Gremio gegen Santos mit 2:0. Costa bereitete beide Treffer vor.

Und wie das im Fußball nun mal so ist, waren nicht wenige Klubs angetan von dem, was ihre Scouts aus Brasilien zu berichten hatten. Barcelona und andere spanische Klubs, tönte Berater Cesar Bottega damals, hatten ihre Visitenkarten schon längst abgegeben. Liverpool wollte ihn zum Vor-Ort-Test gar nach England holen. Manchester Uniteds Trainerlegende Sir Alex Ferguson sprach vom damals 18-Jährigen als “ größtes Talent, das Südamerika im Moment zu bieten hat“. Ja, sogar den Bayern wurde Costa auf die Wunschliste geschrieben.

So viele Topklubs in der Schlange, so viel Millionen im Hinterkopf, so nahe am großen Traum – da kann man als junger Brasilianer leicht den Kopf verlieren. Die Trainingsleistungen sollen plötzlich nicht mehr gestimmt haben, Costa war mit dem Kopf nicht mehr auf dem Fußballplatz, sondern in den Wolken, in Manchester und Barelona. Zwei Jahre später setzte er seine Unterschrift dann tatsächlich unter einen Vertrag in Europa. Aber nicht in Manchester oder Barcelona, sondern bei Schachtjor Donezk.

Der Traum von den ganz großen Namen lebte bei Costa allerdings weiter. „Ich werde nicht mein Leben lang für Donezk spielen“, verkündete er bereits bei seinem Dienstantritt. Vielleicht ein oder zwei Jahre, meinte Costa. Er sei eben Realist und kein Zocker, zumindest abseits des Fußballplatzes.

Was als Durchlaufstation angedacht war, war fünf Jahre Costas Heimat. Eine Heimat, in der mittlerweile Krieg herrscht. Und die er nach fünf Meisterschaften und drei Pokalsiegen verlassen hat.
Steine wurden Costa dabei trotz Vertrags bis 2018 nicht in den Weg gelegt. Warum? Weil sein Trainer bei Schachtjor Mircea Lucescu war. Ein 69-jähriger Pragmatiker, ein Taktiker, jemand, der sich nach elf Jahren und 482 Spielen an der Seitenlinie von Schachtjor nichts vormacht. Geld braucht der Oligarchen-Klub aus Transfers nicht, doch hat Lucescu wenig Lust auf Spieler, die nicht wirklich für Donezk spielen wollen. „Bei uns konnte er sich nicht mehr weiterentwickeln“, so sein Kommentar zum Abschied.

Mit einigen Jahren Verspätung ist das einstige Wunderkind also auf der große Bühne angekommen. Der Junge, der von seinem Vater den Namen Douglas in Anlehnung an einen lokalen Fußballhelden bekam, „damit ich unter den anderen Jungs heraussteche“. Das war auf den Bolzplätzen in Nuevo Hamburgo schon so, und das soll auch beim FC Bayern so sein. „Mir ist bewusst, dass ich in der Vergangenheit einige Fehler gemacht habe“, gab sich Costa vor zwei Jahren geläutert. „Aber ich habe mich gebessert.“

Nachfolger von „König Ribéry“ ?

Am liebsten auf dem Flügel, am liebsten auf rechts, aber gerne auch links oder im offensiven Mittelfeld. Wenn es sein muss als Außenverteidiger, doch kommen da seine gefürchteten Dribblings nicht zur Geltung. Die Technik, die Wucht nach vorne. „Was ihn auch ausmacht“, weiß der ukrainische Journalist Oleksandr Sereda , „er trifft oft unerwartete Entscheidung und war deswegen nicht selten der entscheidende Mann in engen Spielen“.

Das klingt alles verdächtig nach Ribéry. Dass der Mythos des Spielers, der den Aufstieg des FC Bayern in die Riege der Granden in Europa personifiziert wie kaum ein anderer, über Nacht fallen wird, ist Nonsens. Doch nagen Zeit und Wehwehchen am „König von München“. Und bald ein Brasilianer?

Costa soll Wunschspieler von Pep Guardiola sein. Doch gibt es noch eine Menge Fragezeichen wegzuwischen, um bei den Münchner eine Rolle zu spielen und jemandem wie Franck Ribéry den Rang abzulaufen. Ausgerechnet er. Das wäre in der Tat eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt.

Quelle spox.com

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