Neuzugang Kingsley Coman im Portrait

Der FC Bayern München war im abgelaufenen Transfersommer für so manche Überraschung gut. Auf den Flügelpositionen plante man den großen Wurf. Mit Ángel di María und Antoine Griezmann wurden prominente Namen des europäischen Vereinsfußballs gehandelt. Es kam Douglas Costa für 30 Millionen Euro von Shakhtar Donezk. Ein Transfer, der zunächst für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Der 24-Jährige war vielen Fans unbekannt, dabei spielte Costa für die Ukrainer regelmäßig in der Champions League. Der pfeilschnelle Brasilianer schlug ein wie eine Bombe.
Kurz bevor der Transfermarkt seine Pforten schloss, verpflichteten die Bayern den nächsten Flügelspieler. Für eine Gebühr von sieben Millionen Euro lieh man Kingsley Coman für zwei Jahre von Juventus Turin. Per Kaufoption kann der 19-Jährige für 21 Millionen fest verpflichtet werden. Somit wäre der Franzose in etwa so teuer wie Costa. Im Vergleich zum Brasilianer ist er aber wirklich ein komplett unbeschriebenes Blatt.

Bei PSG gescheitert

Der Sohn einer Mutter aus Guinea und eines guadaloupischen Vaters wurde am 13.06.1996 in Paris geboren. Seine ersten Schritte im Fußball machte er beim Amateurverein US Sénart-Moissy. 2004 wurde er von Paris St. Germain entdeckt und auf die Jugendakademie des Hauptstadklubs geschickt. Dort durchlief er die einzelnen Nachwuchsmannschaften, ehe er im Februar 2013 die Bühne des Profifußballs betrat. In einem Auswärtsspiel gegen den FC Sochaux wurde er kurz vor Schluss eingewechselt. Es sollte sein einziger Saisoneinsatz bleiben.
Auch in der folgenden Spielzeit konnte er sich bei PSG nicht durchsetzen. Auf 36 Minuten Spielzeit brachte es Coman in Frankreichs höchster Spielklasse. Als Konsequenz daraus wurde der auslaufenden Vertrag vom Scheichklub nicht verlängert. Der damals 18-Jährige schien das Schicksal zahlreicher vielversprechender Talente zu teilen, die es nach guten Leistungen als Jugendspieler nicht schafften, sich im hochklassigen Profifußball zu etablieren.
Bei Coman sollte es jedoch anders kommen. Juventus Turin wurde auf ihn aufmerksam und lotste den Franzosen ablösefrei in die Serie A. Auch in Italien reichte es trotz gestiegener Einsatzzeiten nicht für einen Stammplatz. Doch der U21-Nationalspieler ließ oftmals sein Talent aufblitzen. Insgesamt stand er in 20 Pflichtspielen auf dem Platz, in denen er einmal traf und zwei Tore vorbereitete.

Ein Rohdiamant

Obwohl dies keine beeindruckenden Zahlen sind, war Fußball-Europa schnell klar, was für ein Potenzial im mittlerweile 19-Jährigen schlummert. „Kingsley ist nicht nur ein junger, sondern auch ein qualitativ starker und vor allem schneller Spieler. Er hat noch eine große Entwicklung vor sich“, ist Arturo Vidal, der bereits bei Juventus mit Coman zusammenspielte, voll des Lobes. Die Bayern-Verantwortlichen teilten offenbar seine Meinung und sicherten sich die Dienste des Talents.
Auch der ehemalige Münchner Willy Sagnol, der mittlerweile als Cheftrainer bei Girondins Bordeaux unter Vertrag steht, kennt Coman aus seiner Zeit beim französischen Verband. „Kingsley ist unheimlich schnell mit dem Ball und kann ein spektakulärer Spieler werden“, sagt der 38-Jährige im ‚kicker‘. Allerdings muss das Juwel bis dahin noch viel lernen: „Kingsley schießt als Offensivspieler zu wenige Tore, er muss mehr Tore machen. Er ist ein Mannschaftsspieler, der immer Pässe spielen will. Er muss aber auch für seine persönliche Statistik arbeiten.“
Trotz dessen holprigen Karrierestarts bei PSG und Juve ist auch Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer vom 19-Jährigen überzeugt: „Wir sind sehr froh, dass wir Kingsley bekommen haben.“ Seine bisher durchwachsenen Leistungen bedeuten für Sammer „überhaupt nichts.“ Im Gegenteil: Ohne diese Probleme „hätten wir keine Chance gehabt, ihn zu bekommen“.

Ein Deal ohne große Risiken

Sammer: „Kingsley bringt Voraussetzungen mit, die für unsere Mannschaft sehr interessant sind“. Einen wie ihn hatte Bayern vergangene Saison schmerzlich vermisst. Im Champions-League-Halbfinale gegen Barca, als Robben und Ribéry verletzt außer Gefecht waren, wurde das augenscheinlich. Ohne Explosivität, ohne Kreativmoment über außen reifte bei der sportlichen Leitung der Entschluss, nachzujustieren. Nun verfügt man über Ersatz.

„Das Schwerste für einen Klub ist, einen guten Übergang zu schaffen“, weiß Sammer. Ribéry (32) und Robben (31) werden nicht jünger. Sie, zwei unverzichtbare Alphatiere an der Säbener Straße, nahtlos zu ersetzen, ist eine Herkulesaufgabe. Bayern versucht sie zu bewältigen. Man sucht gewissermaßen das Traumduo von morgen.

Turbodribbler Douglas scheint der Herausforderung gewachsen. Ob Coman der gesuchte kongeniale Partner ist, der zu jederzeit den Unterschied ausmachen kann?

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