Wo Fanfreundschaft lebt

Wenn der FC Bayern München morgen gegen den VfL Bochum zum DFB-Pokal Viertelfinale an der Castroper Strasse aufläuft, dann ist die Bude natürlich mit 30.000 Zuschauern ausverkauft.

Die Fanfreundschaft beider Lager hat dafür gesorgt, dass mittlerweile über 100.000 Fanschals beider Vereine über die Ladentheke gingen. Der VfL ist zwar keine graue Maus, die größte Aufmerksamkeit im Ruhrgebiet erhalten jedoch andere: Borussia Dortmund und Schalke 04 ziehen deutlich mehr Fans an, sind deutlich präsenter in den Medien. Und beide sind auf die Münchener nicht gut zu sprechen. Dass die Freundschaft zum FCB in Bochum eine Art zweiten Frühling erlebt, kann durchaus als kleine Spitze gegen die ungeliebten Nachbarn gedeutet werden. Im Laufe der Jahre trennten sich die Wege größtenteils, auch wenn der Mythos um die Beziehung zwischen Ost- und Südkurve weiterlebte. Herbert Grönemeyer sprach 2010 von einer „sehr engen Freundschaft zwischen dem VfL Bochum und den Bayern.“ Der FCB platzierte dieses Zitat öffentlichkeitswirksam auf seiner Website. Zuletzt haben vor allem Schickeria und Bochumer Ultras die Freundschaft gepflegt, Banner und Schals sind in den Kurven präsent.

Der Bochumer Autor und Filmemacher Ben Redelings beschreibt in seinem Scudetto-Blog den vermutlichen Ursprung der ungleichen Partnerschaft. Entstanden ist die Verbindung der Sage nach im Jahre 1973. Bei einem Spiel in Bochum wurden Anhänger des FC Bayern auf der Castroper Straße von VfLern angegangen und verfolgt. Erst das Eingreifen der »Bochumer Jungen«, einem der ältesten Fanklubs Deutschlands, verhinderte eine größere Schlägerei. Anschließend tranken die Anhänger miteinander einige Gläser Pils und verbrüderten sich. Nach und nach entwickelten sich so – teils auch private – Freundschaften. Und eines Tages gipfelte die Zuneigung in einem gemeinsamen Fanschal.